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Programm

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Die Musik von Latin-Jazz Sinfónica

Das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Herausforderungen, inneren Bewegungen und Begegnungen ist so reichhaltig, dass man kompositorisch aus dem Vollen schöpfen kann. Weiß man dann noch um das große Glück, ein ganzes Orchester plus einer vollständigen Rhythmusgruppe und Perkussionisten zu haben, die alle diese unterschiedlichen Stimmungen in Töne umsetzen, ist das schon ein ziemlich großer Segen.

Und daher findet sich in unserem Programm auch nicht nur eine rhythmische Stilistik und nur eine durchgehend unveränderte und angewandte Instrumentierung. Uns Komponisten war es wichtig, die Vielfalt dieser unterschiedlichen Stimmungen so in Musik umzuwandeln, dass sich unser Publikum mit dieser Musik abgeholt, auf eine Reise mitgenommen und in der Tiefe bewegt fühlt.

Mit diesem Grundgedanken will Latin-Jazz Sinfónica einmal mehr zeigen, wie wunderbar, neu und farbenreich Musik für solch eine Besetzung komponiert werden kann und damit sowohl Liebhaber klassischer Musik als auch Jazz-Fans erreichen.

Die Werke von Christoph König haben eine eigene, unverwechselbare Handschrift und so ist z.B. „Little Waltz in Five“, um nur eines zu nennen, nicht nur aufgrund seiner ungewöhnlichen Rhythmik und der Art, wie das Orchester eingesetzt wird, besonders. Allein einen 5/4 wie einen Walzer klingen zu lassen, ist schon eine besondere Sache; die Rhythmik aber als Pizzicato in die Streicher zu setzen – da gehört schon sehr viel Erfahrung dazu. Dass König aber nicht nur Arrangeur und Komponist ist, sondern auch ein wunderbarer Solist, hört man in der Mitte des Stückes. Das Werk – man kann’s nicht anders sagen – endet so wie es beginnt: mit einem trockenen und sehr reduzierten Drum-Groove. Dazwischen passiert sehr viel und verlangt dem gesamten Orchester einiges ab. Die Musik von Christoph König ist aber nicht immer orchestral und zeigt sich in „Fiumicino“. Dieses Jazz-Quartett-Stück ist bewusst ohne Orchester und schafft im Programm einen sehr intimen Moment zwischen Band und Publikum und wirkt wie eine kleine Insel inmitten eines Orchester-Meeres. Das mit originalen Batucada-Instrumenten gespielte und orchestrale Werk „Esperança“ von Christoph König beginnt ähnlich wie der Fünfer und Fiumicino: sehr reduziert. Je länger das Stück aber geht, umso mehr Farben kommen hinzu und verdichten die Harmonik und die Rhythmik. Der Samba-Groove mit seinen messerscharfen Bläserkicks bilden den Gegenpol zu den langen orchestralen Bögen und soll die Hoffnung auf eine friedliche Welt ohne Hungersnot, Kriege und Korruption ausdrücken. Die langen und sehnsuchtsvoll klingenden Streicherpassagen, geben die Ist-Situation auf der Welt wieder und daher wirkt dieses Stück wie ein musikalisches Dokument gegenwärtiger Zeitgeschichte.

Das zehnminütige Werk „The Secret Story“, das sowohl einen Afro-Cuban 6/8 als auch eine kleine Viola-Sinfonie und ein Synthie-Gitarrensolo offenlegt, wirkt wie Filmmusik. Dasselbe bei Carissimo, aber ohne Band, sondern in reinem sinfonischem Klang. Carissimo ist das Herzstück des Programms und erinnert an eine sehr große Liebesgeschichte.

Druckvoller geht es bei „El Lupo“ von Matthias Anton zu. Bei diesem treibenden Fusion-Jazz-Stück steht die Band im Fokus und liefert messerscharfe Bläsersätze, ein Drum-Solo und ein langes Altsax-Solo. Einen Hollywood-Moment gibt es bei „L’eredità“. Das Big-Band-Swing-Stück ist trotz seiner Kürze reich an musikalischen Farben und Emotionen. „Lupus“ beschreibt die Begegnungen zwischen mir und „meinem“ Wolf und „Just for Tonight“ von Gitarrist Heiko Gottberg beschreibt den Wunsch, für eine Nacht schlafen und träumen zu können.

Die Musik von Latin-Jazz Sinfónica imponiert aber nicht nur mit ungewöhnlichen Rhythmen, filmmusikähnlichen Passagen, jazzigen Soli und druckvollen Grooves. Es ist die Klangästhetik, mit der alle Musiker:innen in die Musik eintauchen und sie zu einem besonderen Erlebnis machen. 

Und sie ist eine musikalische Liebeserklärung an das Leben und eine große Herzenssache.

Um in den Genuss einer Musik zu kommen, die überrascht, berauscht, musikalisch auf hohem Niveau gespielt und sehr facettenreich ist, lohnt es sich immer, genauer hinter einen Bandnamen zu blicken.

Latin-Jazz Sinfónica! ist das beste Beispiel dafür.

Julia H. M. Diederich

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