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Stehende Ovationen bei Konzert der Latin-Jazz Sinfónica

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Schwäbische Zeitung, 2. März 2018

Stehende Ovationen bei Konzert der Latin-Jazz Sinfónica

Stehende Ovationen für mutige Mischung: Rund 70 Musiker haben am Donnerstagabend bei dem Cross-over-Konzert „Latin-Jazz Sinfónica!“ das Publikum in der Stadthalle davon überzeugt, dass es nicht „entweder Klassik oder Jazz“ heißen muss.

Reichlich eng ging es zu auf der Stadthallenbühne: Im Hintergrund das Großorchester der Neuen Philharmonie Berlin. Davor, durch eine hohe Glaswand getrennt, die Jazzer mit ihrem umfangreichen Instrumentarium. Dirigent Andreas Schulz gelang es, die beiden Klangkörper zu koordinieren, nicht zuletzt dank der Orchestrierung einiger Werke durch den Jazzgeiger Christoph König. Dessen Kompositionstalent bewies der „Little Waltz in 5“, bei dem der Rottweiler Kontrabassist German Klaiber die Zuhörer mit einem gefühlvollen Intro bezauberte.

Als besonders erfolgreiche Kombination aus Klassik und Jazz erwies sich „Cuban Sugar“: Den „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskys Nussknacker Suite hatten die Klazz Brothers bereits latinisiert, nun wurde er im Cross-over-Großformat bejubelt. Mit seinem Alt-Saxofon bot der Trossinger Matthias Anton ein mitreißendes Solo in dem schnittigen Mambo von Paquito D’Rivera „Friday Morning“. Begleitet wurde er dabei von Keyboarder Nicolas de Haen, eine Art Echo kam aus dem Hintergrund von Trompeter Tom Hilbert.

Trotz der Enge auf der Bühne schaffte es der Dirigent, Julia Diederich zu einem Tänzchen zu bitten: Die 46-jährige Perkussionistin aus Biberach ist Initiatorin des Projekts. Sie spielte an einem Mini-Vibraphon, an der Snaredrum, schlug die Handtrommeln, ließ die Kastagnetten klappern und klatschte einen Flamenco-Rhythmus. Mit „Vioxx“ setzte sie sich mit dem „Super-Aspirin“ dramatisch-musikalisch auseinander, das der gefährlichen Nebenwirkungen wegen vom Markt genommen wurde. Und bei ihrem Stück „Lupo“ geht es weder um den Kleinwagen noch um die Comic-Figur sondern um eine Autoimmunerkrankung, die der passionierten Musikerin fast ihre Karriere kostete.

Nur 250 Gäste

Das wohl schnellste Stück des Abends, „To Brenda With Love“, lockte zum Tanzen. Platz wäre in der Halle gewesen, denn in der Region scheint wohl doch noch das „entweder-oder-Prinzip“ vorzuherrschen. Nur rund 250 Gäste ließen sich auf das Experiment ein.

Dass Moderator Rainer Lenz nicht nur informativ plaudern, sondern auch gut singen kann, offenbarte sich in der kräftig erklatschten Zugabe: Da schlüpfte das Multitalent in die Rolle, die Nat King Cole vor 70 Jahren Erfolg brachte.

Tuttlingen war der zweite von acht Auftritten der zweiwöchigen Tournee. Auch hier gilt „cross-over“, wenn auch geographisch: Der Auftakt war in der vollbesetzten Konzertkirche Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern, die anderen Konzertorte liegen im Süden: Offenburg, Heilbronn, Freiburg, Biberach, Ravensburg und Reutlingen.

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