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50. Internationale Jazzwoche Burghausen

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OVB Online, 02. April 2019

50. Internationale Jazzwoche Burghausen

Töging. – Die 50. Internationale Jazzwoche Burghausen hat mit dem Auftritt von Altmeister Al Di Meola und der Latin-Jazz Sinfónica mit Ramón Valle einen weiteren – südamerikanisch geprägten – Höhepunkt erlebt.

Ein Doppelkonzert, das bis weit nach Mitternacht dauerte und das das Publikum nicht erst am Ende zu Standing Ovations hinriss. Den Beginn machte Altmeister Al Di Meola, der bereits zum dritten Mal in Burghausen gastierte. Der 65-jährige Gitarrist, der sich mit seinem Mix aus Jazzfusion und Latin Music über Jahrzehnte hinweg einen Namen gemacht und eine begeisterte Zuhörerschaft erspielt hat, kam mit seinem aktuellen kammermusikalischen „Opus & More“-Projekt an die Salzach – und begeisterte.

Al Di Meola, seine Partner Fausto Beccalossi (Akkordeon) und Kemuel Roig (Piano) sowie das ungarische Streichquartett von Gabor Csonka, Gergo Kuklis (beide Violine), Gyula Benk (Viola) und Andras Sturcz (Cello) nahmen das Publikum auf eine dichte, mal lyrische, mal expressive, aber jederzeit virtuose, intensive und mitreißende Reise in musikalische Welten mit. Reisen, die unter anderem Inspirationen eines Musikfestivals in Marokko, einen schönen Akkord um fünf Uhr früh oder Hommagen an alte Freunde aufgriff.

Der Italo-Amerikaner an der Gitarre war das Zentrum eines genialen Trios, das sich ergänzte, inspirierte und gegenseitig zum Leuchten brachte und jedem genügend Freiraum für die Entfaltung ließ. Vor allem der expressive Fausto Beccalossi am Akkordeon glänzte hier. Mit zunehmendem Verlauf des Konzertes, wurde das Erlebnis immer packender: Das Double Concerto von Astor Piazzolla war der erste grandiose Höhepunkt. Ihm folgten viele weitere, die das Publikum von den Stühlen rissen. Als Zugabe gab es dann noch „Eleanor Rigby“ von den Beatles sowie eine Trio-Interpretation von Al Di Meloas Hit „Mediterranean Sundance“. Ein fulminantes Ende für einen grandiosen ersten Teil.

Ein musikalisches Erlebnis der anderen Art bot dann die Latin-Jazz Sinfónica mit Ramón Valle. Formal ebenfalls von der Latin-Musik kommend schafften die 66 Musiker auf der Bühne eine ganz eigene, kraftvolle, interessante und intensive Interpretation, die deutlich mehr in neuzeitliche Klang- und Arrangementwelten wies.

Die Komponistin und Percussionistin Julia Diedrich hatte ursprünglich die Idee zu diesem Projekt und konnte dafür schnell den Geiger, Komponisten und Arrangeur Christoph König begeistern. Mit der „Neuen Philharmonie“ aus Berlin unter Leitung von Andreas Schulz haben sie dafür dann die passenden Partner gefunden: die Latin-Jazz Sinfónica war geboren.

In Burghausen stieß der kubanische Pianist Ramón Valle mit seinem Trio – Omar Rodriguez Calvo (Bass) und Jamie Peet (Schlagzeug) – zu der Formation. Gemeinsam bescherten sie dem Publikum eine farbenfrohe Reise durch die von lateinamerikanischer Musik inspirierte Erlebniswelt: von eher klassischen Stücken und Interpretationen wie „Guantanamera“ und „To Brenda with Love“ über Werke von Valle bis hin zu neuen, modernen Stücken wie „Lupo“, „Meran“, „Little Waltz in Five“ aus den Federn von Julia Diedrich und Christoph König. Es war ein Flug in vielfältige, herausfordernde, aber auch mitreißende Klangwelten.

Und so endete ein spannender Abend weit nach Mitternacht erneut mit Standing Ovations. Ein Abend, der von der Tradition bis in die Moderne reichte. Der Spaß machte, mitriss, neue Erfahrungen erlaubte und das Publikum einfach gefangen nahm. Ein Abend, der aus der Tradition kommend in die Zukunft wies. Was kann es zum 50. Besseres geben?

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